Sonntag, 18. Juni 2017

I Saw A Man von Owen Sheers / Hörbuch

Michael Turner, Schriftsteller und liebender Ehemann, war gerade dabei eine Zukunft mit seiner Frau Caroline aufzubauen, als diese durch eine tragische Verkettung von Zufällen ums Leben kommt. Ihm steht nun eine lange und harte Phase der Trauer bevor. Er wechselt seinen Wohnort und zieht nach London, in eine beschauliche, beinahe spießige Wohngegend. Tatsächlich findet er hier neuen Halt, er lernt seine direkten Nachbarn kennen, die Nelsons, und freundet sich ungewöhnlich schnell mit der ganzen Familie an. Eine Freundschaft, die Spuren in das Leben aller Beteiligten hinterlassen wird. Eine belanglose Situation wird zu einem dramatischen Wendepunkt, hinter alle dem, die Frage nach der Schuld , nach der Kraft, sich seiner eigenen Wahrheit zu stellen und der schier undenkbaren Aufgabe, den Verlust eines geliebten Menschen zu überwinden.

Die Geschichte zieht den Leser, oder in diesem Fall den Hörer, wirklich in seinen Bann. Owen Sheers baut um eine relativ alltägliche Gegenwartssituation die Geschichten aller beteiligten Protagonisten des Romans wie ein Gerüst auf. Immer wieder kehrt der Leser also in die  Hintergründe ein, wie Michael damals seine Frau Caroline kennen lernte, sie sich ineinander verliebten, wie Carolines Tod schließlich alles änderte und Michael sein neues Leben aufbaute. Dann kommen neue Personen hinzu, die Nelsons zum Beispiel, und auch hier wird sehr viel von der Vergangenheit und den Geschichten der Familienmitglieder berichtet, um ein sehr übersichtliches und klares Bild dieser Menschen zu erhalten. Wie wurde zum Beispiel aus Samantha Nelson, der kreativen Kunststudentin aus New York schließlich die hausfräuliche Mutter zweier Mädchen in London?

Und dann immer wieder die Rückkehr in die Gegenwart, zu Michael, wie er kurz in das Haus der Nelsons geht, um ein ausgeliehenes Werkzeug zurückzugeben, wo jedoch niemand zuhause ist. Wie er die Treppe hinaufsteigt und niemand ahnt, was ihn dort erwartet, was passieren wird. Dieser Zulauf zu einem unweigerlichen Showdown, baut eine wunderbare Spannung auf, sodass man gar nicht anders kann, als immer weiter zu hören.

Bis hierhin und auch bis weit über die Auflösung des Showdowns, begeisterte mich dieser Roman wirklich sehr. Leider jedoch ging ihm im hinteren Viertel die Luft raus. Die Handlung schleppte sich irgendwie nur noch, bis hin zu einem Ende, welches meine Erwartungen nicht erfüllen konnte und unweigerlich Fragen offen lies.


Leider wurde ich auch von Devid Striesows Erzählerstimme im Lauf des Hörens zunehmend enttäuscht. Er machte seine Sache eigentlich ganz gut, erzählte die immer spannender werdende Handlung eindringlich und gekonnt, vielleicht hier und da manchmal etwas zu aufgeregt, beinahe hektisch. Wenn er jedoch in die „weibliche Variante“ seiner Erzählerstimme wechselte, wurde ich von ihm immer genervter. Ein solches Gehauche und verstelltes Gesäusel muss nicht sein, wenn man als männlicher Sprecher betonen will eine weibliche Person darzustellen. Seine unverstellte Stimme hätte für mich in diesen Momenten vollkommen gereicht, schließlich war im Kontext immer klar, wenn im Moment eine weibliche Person zu Wort kam.

Trotz dieser zwei Kritikpunkte hat mir das Gesamtpaket gut gefallen und ich kann dieses Hörbuch durchaus weiterempfehlen.

Maren

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