Donnerstag, 11. Mai 2017

Nullzeit von Juli Zeh

Eine Insel. Ein Tauchlehrer, der in seiner Passivität aus Deutschland geflüchtet ist. Er will es auf der Insel besser machen. Will nicht urteilen, will sich raushalten. Aus Kriegen, Machenschaften, dem engstirnigen Deutschland.

Ein Paar, das den Tauchlehrer für zwei Wochen gebucht hat. Die zwei mögen sich nicht. Sie hass-lieben sich. Eine Schauspielerin und ein Schriftsteller. Er vergewaltigt sie öfters, sie rächt sich damit, dass sie ganz offen etwas mit dem Tauchlehrer anfängt.

Zwei Perspektiven, zwei Stimmen. Abwechselnd berichten Sven, der Tauchlehrer und Jola, die Schauspielerin von den Ereignissen der 14 Tage.
 
Am Anfang plätschert die Geschichte seicht vor sich hin. Doch dann wird die Handlung immer rasanter und verworrener. Die Berichte von Sven stimmen mit den Tagebucheinträgen von Jola nicht überein. Doch wer lügt? Und warum lügt einer? Wer phantasiert sich etwas zusammen? Wer manipuliert wen?
Svens Lebensmotto: immer passiv bleiben, sich nicht einmischen, immer raushalten - funktioniert nicht mehr.

Zehs Sprache ist sehr poetisch, die Sätze klingen gut im Ohr und hallen noch lange im Kopf nach. Über das Tauchen erfährt man nebenbei auch so einiges: "Nullzeit“ ist zum Beispiel die Zeit, die ein Taucher unter Wasser bleiben kann, ohne beim  Auftauchen seine Gesundheit zu gefährden.  Schade nur, dass der Schluss etwas plump gestaltet war. Etwas zu plötzlich, zu geplant.

Geniales Hörbuch! Erzählt aus zwei Perspektiven eine komplizierte, sexuell aufgeladene Dreiecksgeschichte. Poetisch, kraftvoll, dramatisch.

Hannah

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